30.09.2017
Bayerischer Rekord bei der Zehnkampf-Premiere
Überraschung durch Gerhard Zorn
Vier Athleten von TSV Vaterstetten waren beim Jedermann-Zehnkampf in Herzogenaurach am Start. Aus den tollen Leistungen ragte dabei die Bestleistung von Gerhard Zorn heraus.
Am 23. und 24. September richtete die TS Herzogenaurach zum 19. Mal einen Jedermann-Zehnkampf aus. Dabei konnten sowohl Hobby-Sportler antreten, als auch Vereinssportler, entweder in der Jedermann- oder in der Profi-Riege. Die beiden Riegen unterscheiden sich im Wesentlichen dadurch, dass die Hürdenhöhe in der Jedermann-Riege unabhängig vom Alter auf 91 Zentimeter gesetzt wird, eine deutliche Erleichterung gegenüber den 1,07 Meter für die Klasse der sogenannten Aktiven. In der Profi-Riege finden sich dagegen häufig die Teilnehmer der jüngeren und älteren Altersklassen, bei denen Hürdenhöhe und Wurfgewichte entsprechend dem IAAF-Regelwerk sowieso reduziert sind.
Die Veranstaltung wird regelmäßig von Mitgliedern des TSV Vaterstetten und der LG 90 Ebersberg-Grafing besucht. Beide Teams bilden beim Stabhochsprung eine Trainingsgemeinschaft unter der Betreuung von Marcus Kusian.
Gerhard Zorn vom TSV Vaterstetten nutzte die Gelegenheit und nahm zum ersten Mal an einem Zehnkampf teil. Nach einer langwierigen Muskelverletzung bei der diesjährigen Deutschen Seniorenmeisterschaft in Zittau Anfang Juli musste er die Wettkämpfe bei der Senioren-Europameisterschaft Anfang August weitgehend von der Tribüne aus verfolgen. Auch in den Wochen danach hielt er sich noch zurück, nur um jetzt am Ende der Freiluftsaison nochmal alles rauszulassen, was sich übers Jahr angesammelt hatte. Beim ersten Zehnkampf seines Lebens erzielte er mit 7.043 Punkten eine auch für ihn selbst überraschende Leistung und verbesserte den bisher geltenden Bayerischen Rekord in seiner Altersklasse M60 aus dem Jahr 2003 fast um 1.000 Punkte. Gleichzeitig konnte er dabei fünf Vereinsrekorde in der M60 verbessern, nämlich im Diskuswurf und Weitsprung die von ihm selbst gehaltenen Bestmarken, sowie im Hochsprung. Dazu fiel im Speerwurf eine seit 25 Jahren geltende Bestmarke und natürlich war die Gesamtpunktzahl ein neuer Vereinsrekord.
Dabei war nicht nur der Zehnkampf für ihn eine Premiere, dasselbe galt auch für den Stabhochsprung und den Hürdenlauf, die für ihn Neuland waren und die er erst wenige Wochen vor dem Wettkampf zu trainieren begonnen hatte. Hier gilt sein Dank dem Trainer der Stabhochsprunggruppe, Marcus Kusian, der ihn in wenigen Trainings dahin brachte, sogar ein wenig höher als die Einstiegshöhe zu springen. Ähnlich lief es im Hürdenlauf, wo ihn der Vaterstettener Hürdentrainer Florian Cucu ermutigte, im Dreier-Rhythmus über die Hürden zu laufen, was das relativ gute Ergebnis erst ermöglichte. Beim Speerwurf hatte sich Gerhard Zorn einige Male von Emanuel und Ludwig Koncar anleiten lassen, die anderen Disziplinen wurden immer wieder unter den Trainern Mike Krispin, Albert Süß und Heidi Brozowski geübt, wenn dies in den Trainingsplan zu seinen Spezialdisziplinen, den 100, 200 und 400 Metern, passte.
Beim Jedermann-Zehnkampf waren die 100 Meter mit 12,50 Sekunden (deutsche Jahresbestzeit gemeinsam mit Rudolf König vom Saalfelder LV) und die 400 Meter mit 56,49 Sekunden (0,02 Sekunden hinter der Jahresweltbestzeit des Briten Steve Peters) die Highlights. Aber auch in den Wurfdisziplinen konnte Gerhard Zorn mit 33,50 Meter (Diskuswurf) und 36,76 Meter (Speerwurf) wertvolle Punkte sammeln. Schwächer schnitt er beim Kugelstoß (9,27 Meter) ab. Seine 4,96 Meter beim Weitsprung und die 1,46 Meter beim Hochsprung waren ordentlich. Bei den oben bereits genannten erstmals ausgeübten Disziplinen (Stabhochsprung: 2,10 Meter, 100 Meter Hürden: 18,38 Sekunden) ließ er naturgemäß viele Punkte liegen. Insbesondere sein Hürdenlauf (immerhin die viertbeste in diesem Jahr in Deutschland in der M60 gelaufene Zeit) inspirierte den Stadionsprecher Jens Schulze, einen ehemaligen Zehnkämpfer und Deutschen Meister aus den 80er-Jahren, zu einigen wohlgemeinten Ratschlägen. Die abschließenden 1.500 Meter absolvierte Gerhard Zorn in 5:38,60 Minuten.
Obwohl das Gerhards erster Zehnkampf war, hätte er mit der erreichten Punktzahl bei der diesjährigen Senioren-Europameisterschaft in Aarhus in seiner Altersklasse die Silbermedaille gewonnen. Anekdote am Rand: Eigentlich wollte Gerhard ursprünglich nur wegen des 400-Meter-Laufs am Jedermann-Zehnkampf in Herzogenaurach teilnehmen, um den ersten Platz in der Weltjahresbestenliste der M60 zu erobern. Den hat er nun leider um 0,02 Sekunden verpasst, aber der Bayerische Rekord tröstet ihn zumindest ein wenig.
Sein Fazit nach Abschluss des Wettkampfs: „Einfach fantastisch, was die TS Herzogenaurach da jedes Jahr wieder auf die Beine stellt.“ Das ruhige Herbstwetter und Jens Schulze als Stadionsprecher mit viel Detailwissen und der ihm eigenen Lockerheit trugen viel zum Gelingen des 19. Jedermann-Zehnkampfs in Herzogenaurach bei.
Neben Gerhard Zorn nahm aus der Seniorentruppe des TSV Vaterstetten auch Frank Böhnke in der Altersklasse M60 zum wiederholten Mal teil. Bei der Senioren-Europameisterschaft in Aarhus im August hatte er nicht so richtig in den Wettkampf gefunden und war deutlich unter seiner Leistung des vergangenen Jahres geblieben. In Herzogenaurach lief es wieder besser und er konnte sich gegenüber der EM sowohl in einzelnen Disziplinen als auch bei den Gesamtpunkten deutlich verbessern. Insgesamt erreichte er 4.685 Punkte.
In der U18 nahmen vom TSV Vaterstetten Jakob Hangen und Philip Dudel teil, beide auch in den Vorjahren bereits Teilnehmer des Wettbewerbs. Jakob Hangen konnte sich gegen einige hartnäckige Mitbewerber durchsetzen und gewann mit 5.520 Punkten. Philip Dudel schloss als Fünfter mit 4.579 Punkten ab. Basis für den Erfolg von Jakob Hangen waren erste Plätze beim Hochsprung (1,82 Meter) und beim Stabhochsprung (3,60 Meter) sowie zweite Plätze beim Weitsprung, 400-Meter-Lauf, bei dem er seine persönliche Bestzeit um ca. drei Sekunden auf 55,49 Sekunden verbesserte, beim Hürdenlauf und beim Speerwurf. Die meisten Punkte erzielte er beim Hürdenlauf (110 Meter; 16,07 Sekunden, 725 Punkte), die wenigsten beim Diskuswurf (28,10 Meter, 427 Punkte). Philip Dudel war, was die Punktezahl betrifft, ebenfalls beim Hürdenlauf am erfolgreichsten (110 Meter, 17,56 Sekunden, 567 Punkte). Seine beste Leistung im Quervergleich war der Stabhochsprung, wo er mit 3,40 Meter nur wenig hinter Jakob zurückblieb. Die meisten Punkte ließ er beim Kugelstoß liegen (8,36 Meter, 282 Punkte).
(Textbearbeitung: Christian Töpfer)
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