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TSV Vaterstetten e.V. - Leichtathletik

Leichtathletik für Wettkämpfer, Leistungssportler und Freitzeitathleten

11.12.2025

Der TSV Vaterstetten trauert um Guido Müller

von Gerhard Zorn

Ein Nachruf auf den erfolgreichsten Senioren-Leichtathleten in Deutschland

Die Leichtathletik-Abteilung des TSV Vaterstetten nimmt Abschied von Guido Müller, der am 9. Dezember 2025 wenige Tage vor seinem 87. Geburtstag gestorben ist.

Ein Nachruf mit vielen persönlichen Erinnerungen von Gerhard Zorn, seinem langjährigen Vereinskollegen.


Guido hat mich von Anfang an und immer wieder inspiriert. Das begann bei meinem ersten Wettbewerb, einer Bayerischen Meisterschaft 2004, als Guido in der M65 einen Weltrekord über 400 m lief, den ich erst halbwegs einschätzen konnte, als ich kurz darauf selbst einmal die 400 m lief und mit meinen damals 48 Jahren fünf Sekunden langsamer war. Vermutlich würde ich heute ohne Guido keine 400-m-Wettkämpfe machen, denn von alleine tut man sich diese Strecke nicht gerne an.

Unvergesslich ist mir auch, wie Guido 2009 als 70-Jähriger in der 4x200-m-Staffel unserer Startgemeinschaft mit Passau und Straubing mitlief und wir damals gemeinsam Deutscher Meister in der M50 wurden (siehe Foto unten). Er lief damals, mit 70 Jahren, noch unter 13 Sekunden auf 100 m.

Wir sind in all den Jahren immer wieder gemeinsam bei nationalen und internationalen Meisterschaften aufgetreten. Guido oft als Sieger – manchmal in sieben Disziplinen (100 m, 200 m, 400 m, kurze Hürdenstrecke, lange Hürdenstrecke, 4x100 m, 4x400 m). 

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Der Trauergottesdienst für Guido Müller findet am Donnerstag, den 18.12.2025, um 12:45 Uhr in der Aussegnungshalle des Nordfriedhofs München (Ungererstr. 130) statt.

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Die Rolle seiner Ehefrau

An dieser Stelle muss man Guidos Frau Helga erwähnen, die einen ganz großen Teil zu Guidos Erfolgen beigetragen hat. Guido konnte eigentlich – salopp formuliert – nur laufen. Dass er zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle am Start stand, ganz egal ob in Australien, Südkorea, USA oder in der Türkei, Italien, Spanien, Dänemark oder Polen, das ging ganz wesentlich auf Helga zurück. Sie organisierte Transport und Hotel, kannte Bus- und Metropläne am Wettkampfort und sorgte dafür, dass Guido nicht nur zu den Wettkämpfen, sondern auch zu den Siegerehrungen rechtzeitig antrat. Bei den Wettkämpfen saß sie stundenlang auf der Tribüne über der Ziellinie und teilte sich dieses Schicksal über viele Jahre mit meiner Ehefrau.

Zudem bestand Helga unnachgiebig auf einem nicht-sportlichen Rahmenprogramm, soweit dies in der Umgebung des Wettkampforts organisiert werden konnte. Ich hatte oft das Glück, in diese Aktivitäten eingeschlossen zu werden. Allerdings musste man sich vorher genau absprechen, denn das Handy wurde nur eingeschaltet, wenn man das vorher vereinbart hatte.

Weinflaschen als besonderer Antrieb

Guido war ein sehr kritischer Sportler, wobei er sein manchmal harsches Urteil ohne Ansehen der Person immer an den sportlichen Leistungen orientierte. Oft stand ich daneben, wenn ihm jemand stolz von einem Medaillengewinn berichtete. Wenn Guido dann nach der Zeit fragte, kommentierte er ohne Scheu: „Ah, das ist aber keine gute Zeit.“  Ich hatte das Glück, mit meinen Leistungen ein klein wenig über seiner Kritikgrenze zu liegen, so dass Guido es für Wert befand, mich über ein besonderes Angebot zu höheren Leistungen zu treiben. 

Viele Jahre teilte Guido mir seine jeweilige Jahresbestleistung über 100 m, 200 m und 400 m früherer Jahre mit. Verbunden damit war das Versprechen, mir eine gute Flasche Rotwein zu spendieren, wenn ich eine seiner Zeiten unterbieten würde, die er damals in gleichem Alter wie ich gelaufen war (siehe auch Bild weiter unten). Im Laufe der Jahre konnte ich es das eine oder andere Mal schaffen. Das Gute für mich war: Ich musste keine Gegenleistung erbringen, wenn ich seine Zeiten von früher nicht schaffte.

Guido hatte eine besondere Beziehung zu Zahlen, was sicher auch ein Faktor für seine erfolgreiche Berufstätigkeit war. Seine eigenen Ergebnisse und Platzierungen hatte er über Jahre hinweg im Kopf, oft auch die seiner Konkurrenten – und selbst meine Ergebnisse konnte er oft besser aufzählen als ich selbst. Falls mich jemand nach der Zahl meiner Deutschen Meistertitel fragen würde, hätte ich gerne Guido neben mir stehen, denn er hätte es vielleicht gewusst. 

Unverzeihlich war es für ihn, wenn bei Ehrungen oder in Zeitungsartikeln etwas verwechselt wurde oder ein Ergebnis falsch genannt wurde. Guido führte akribisch Buch, nicht nur über seine Wettkampfleistungen, sondern auch über Begleitumstände seiner Wettkampfreisen. Wenn eine nationale Meisterschaft zum wiederholten Male am gleichen Ort stattfand, kannte er nicht nur geeignete Restaurants, sondern auch deren Preise.

Guido und ich bei der DM 2014 in Erfurt