Guido Müller – eine Karriere in Zahlen

Als Ergänzung zum Nachruf auf Guido Müller hier ein paar Zahlen, Aussagen und Infos zu seinen Leistungen und Erfolgen in seiner unvergleichlichen Karriere.

Einer der ersten nennenswerten Erfolge gelang Guido im Jahr 1956, als er im Trikot seines Jugendvereins SV Salamander Kornwestheim Württembergischer Jugendmeister über 400 m Hürden wurde.

1964 war er in der nationalen Spitze angekommen. Weil es damals zwar zwei deutsche Staaten, aber nur ein gemeinsames Olympiateam gab, fanden Ausscheidungsrennen für die gesamtdeutsche Olympiamannschaft aus BRD und DDR statt. Leider verpasste Guido mit 51,3 Sek. über 400 m Hürden ganz knapp die Qualifikation für die Olympischen Spiele in Tokio. „In jedem anderen Land hätte ich mich qualifiziert“, sagte er später. Bis 1970 ist er nur noch bei regionalen Wettkämpfen gestartet, dann hat er mit dem Leistungssport aufgehört.

Zunächst. Denn 1982 stieg er mit Hallentraining beim TSV Vaterstetten wieder in die Leichtathletik ein. Rückblickend hat er einmal erzählt: „Ich habe 1981 in der Zeitung von einem deutschen Seniorenmeister im Hochsprung in Vaterstetten gelesen. Da habe ich mir gedacht, dass da auch eine Seniorengruppe sein muss. Also habe ich die Geschäftsstelle angerufen.“ Im Stadion Vaterstetten, nicht weit entfernt von seinem neuen Wohnort München (Stadtteil Waldtrudering), fand er ideale Trainingsbedingungen für strukturiertes Training vor.

Die Erfolge ließen nicht lange auf sich warten: 1983 holte er sich die erste Deutsche Meisterschaft bei den Senioren in der Altersklasse M45, gleich mit einem deutschen Rekord über 400 m von 50,10 Sek. Dieser deutsche Rekord hat bis heute Bestand. Im gleichen Jahr gewann er erstmals Gold bei der Senioren-EM und ihm gelang sein erster Weltrekord über 400 m Hürden.

Als „jüngerer“ Senior startete Guido auch noch im Weitsprung, später dann nur noch über 100 m, 200 m, 400 m sowie 100 m Hürden und 400 m Hürden bzw. entsprechend kürzere Distanzen (80 m Hürden oder 300 m Hürden) in den hohen Altersklassen. Seine Spezialdisziplinen waren die 400 m und 400 m Hürden, wo er die Rennen oft mit einem riesigen Vorsprung gewann.

Erfolge über Erfolge

Seine Karriere war reich an Höhepunkten, beispielsweise die Senioren-DM 2003 in Schweinfurt. Im ersten Jahr in der AK M65 konnte Guido dort fünf Disziplinen gewinnen, jeweils mit einem deutschen Rekord.

Selbst mit 57 Jahren konnte Guido die 100 m noch unter 12 Sekunden sprinten. Besonders stolz war er auf seine Zeit von 45,24 Sek. über 300 m Hürden in der M70. Mit 70 Jahren schaffte er, was noch keinem anderen in seiner Altersklasse weltweit je gelungen war: Er lief die 400 m in unter einer Minute.

Einer der Höhepunkte in der Spätphase seiner Karriere: Bei der Senioren-WM 2015 in Lyon/Frankreich gewann Guido in der Altersklasse M75 insgesamt sieben Mal Gold für die deutsche Mannschaft. Wegen diverser Vor- und Zwischenläufe musste er über die komplette Dauer der Meisterschaft 15 Starts absolvieren.

Sein letztes Rennen bestritt er bei der Senioren-DM im Juli 2019 in der Altersklasse M80. Als Guido am Ende seines Laufs im Ziel eintraf, erwarteten ihn dort an die 100 Sportkameraden und feierten ihn mit lang anhaltendem Beifall.

Gleich dreimal wurde Guido von der World Masters Association (WMA) und dem Internationalen Leichtathletik-Verband (IAAF) als „Welt-Sportler der Senioren“ geehrt – in den Jahren 2004, 2009 und 2014 (siehe Foto). Mehr an Auszeichnung von Verbandsseite geht nicht.

Im Lauf seiner Karriere war Guido 48-facher Weltmeister, 101-facher Europameister, 156-facher Deutscher Meister (Stadion und Halle). Bei seinem Rücktritt 2019 hielt er 12 Welt-, 26 Europa- und 38 deutsche Rekorde.